Das Rheintal, meine Heimat!

Die Oberrheinische Tiefebene, vor allem naturräumlich auch Oberrheinisches Tiefland genannt, ist ein etwa 300 km langes und bis zu 40 km breites Tiefland am oberen Mittellauf des Rheins, das sich zwischen den Städten Basel im Süden und Frankfurt am Main im Norden erstreckt.

Die Ebene entstand durch einen tief in die Erdkruste reichenden und mit Sedimenten verfüllten Grabenbruch, der als Oberrheingraben bezeichnet wird. Mann nennt ihn auch Tertiärsenke, weil sich der Graben seit 50 Mio Jahren langsam absenkt. Weitere Tertiärsenken sind das Köln-Aachener Becken und das Molassebecken vor den Alpen.
Die Absenkung erfolgte nicht gleichmäßig: Auf der in Flußrichtung östlichen (rechten) Rheinseite mehr, auf der linken Rheinseite (Pfalz/Elsass) weniger.
Die tiefste Absenkung erfolgte im Bereich des Neckardurchbruchs bei Heidelberg. Hier beträgt das Sedimentpaket 4.000 m Dicke.
Der Neckar floss übrigens vor seinem Durchbruch bei Heidelberg entlang der Bergstraße und mündete bei Trebur in den Rhein. Da der Graben sich an seiner rechten Seite tiefer absenkte füllte sich die rechte Seite nach der Eiszeit, also dem Abschmelzen der Gletscher, mit Schmelzwassersanden. Diese stellen ideale Porengrundwasserleiter dar. Aus diesen versorgen etliche Wasserwerke die Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar.

Nach Beginn der Warmzeit nahm der Rhein seine heutige Breite an und begann im Urstromtal zu mäandrieren. Er nagte sich dabei in die Terrasse der eiszeitlichen Sande.
Durch die Erddrehung bedingt (Coriolis-Kraft), mäandriert der Rhein zu großen Teilen nach Osten. Er lagerte je nach Abflussregime mehr oder weniger feine, lehmig-tonige Sedimente ab.

Wir haben also rechtsrheinisch entweder leichte Sande oder sandige Lehme bis lehmige Tone. Deshalb wurde rechtsrheinisch länger Viehwirtschaft auf den tonigen, zum Teil nassen Böden praktiziert. Diese wurden schon im dritten Reich durch Grundwasserabsenkung vermehrt nutzbar gemacht. Auf den leichten Sanden lohnte sich früher ein Anbau kaum.

Nach Einführung der Beregnung in den 60er Jahren, der Großraumberegnungen Biebesheim/Lampertheim in den 80er Jahren, wurden die Sande die eigentlichen Gewinnbringer der Betriebe:
Durch Beregnung konnten Erträge und Qualitäten gesichert werden, damit wurde der Anbau von kostenintensiven Kulturen wie Erdbeeren, Spargel, Kräuter und Gemüse wirtschaftlich.
Die sich schnell erwärmenden Sande erwiesen sich als ideale Frühstandorte, welche immer befahrbar waren (just in time Vermarktung).
Löss hingegen vermisst man auf der rechten Rheinseite.
Da die Linke Rheinseite höher lag, wurden hier die äolischen, das heißt windsortierten Sedimente, vor allem Löss, abgelagert. Deshalb war das Elsass schon im Mittelalter ein „Garten Eden“, später wuchs die Pfalz zum zweitgrößten Gemüseanbaugebiet Deutschlands und bedeutendstem Frühgemüsegebiet heran. Hier stieg man schon in den 70 er Jahren verbreitet aus der Viehwirtschaft aus, ebengleiches tat der Weinbau und spezialisierte sich mehr auf das gewinnträchtige Weingeschäft.

Rheinhessen und die Pfalz sind das größte zusammenhängende Weinanbaugebiet Deutschlands mit gut 50.000 ha Anbaufläche. Dieses setzt sich im Elsass mit weiteren 14.500 ha fort. Das Rheintal ist mit mehreren Autobahnen und Eisenbahnlinien verkehrstechnisch gut erschlossen. Das Rheintal ist ein Hotspot an wirtschaftlicher Prosperität, an wissenschaftlicher Potenz und kultureller Kreativität. Sowohl die Versorgung mit Hochschulen als auch medizinischen Kliniken ist überragend.

Die bedeutendsten Städte entstanden durch römische Besiedlung auf der linken Rheinseite. Straßburg, Speyer, Worms und Mainz waren daher auch Bischofssitze. Auf der rechten Rheinseite hausten die Germanen. Die Pfälzer sagen heute noch, die „Iwwerrheiner“ seien Wilde! In Zeiten des 30 Jährigen Krieges zogen etliche Armeen durchs Rheintal, plünderten die Bauernhöfe, schlachteten des Bauern letztes Schwein, schändeten die Frauen. Das führte dazu, dass sich viele Bauern in die montanen Seitentäler retteten, um wenigstens am Leben zu bleiben. Noch heute mag einer denken, wenn er in die entferntesten Winkel des Odenwaldes fährt, wer zum Teufel hat die Leute hier motiviert, zu siedeln! Selbiges gilt für die Pestzüge, wo man im Ried starb, im Odenwald überlebte. Die Riedbauern sagen deshalb: „Die Ourewäller sinn die Härteste“.

In diesem Zusammenhang ist es interessant, dass einige Gemeinden in Deutschland im Elsass Ebenbilder haben: Lampertheim, Griesheim und Bürstadt (Berstett)!
Ich liebe es, in diesem Rheintal leben zu dürfen. Helft mir es zu verteidigen.

Dr. Willi Billau