Was Gift wirklich ist!?

Donald Trump: “Gift for the Queen”
Gift für die Königin, bestimmt nicht!
Gift kommt aus dem Althochdeutschen und heißt „Gabe“. Da Englisch, Niederländisch und Deutsch einen gemeinsamen germanischen Sprachstamm haben, heißt Gift im Englischen „Geschenk“! Also Geschenk für die Königin? Genauso unwahrscheinlich!

Also was ist Gift nun wirklich?

Als Giftstoff bezeichnet man einen Stoff, der Lebewesen über ihre Stoffwechselvorgänge, durch Eindringen in den Organismus ab einer bestimmten, geringen Dosis einen Schaden zufügen kann. Mit der Zunahme der Expositionsmenge eines Wirkstoffes steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Gesundheitsschädigungen durch eine Vergiftung auftreten. Ab einem bestimmten Dosisbereich ist somit nahezu jeder Stoff als giftig (toxisch) einzustufen. Das wusste schon Paracelsus von Hohenheim (1494-1541), er war ein Schweizer Arzt, Naturphilosoph, Alchemist, Laientheologe und Sozialethiker. Er wurde in seiner Zeit vor allem als Arzt wahrgenommen und ist seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts einer der berühmtesten europäischen Ärzte überhaupt. Paracelsus schrieb 1538: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, dass ein Ding kein Gift sei.“ Er veröffentlichte seine Schriften statt in Latein meist in der deutschen Volkssprache.
Der durch ein Gift angerichtete Schaden kann in vorübergehender Beeinträchtigung, dauerhafter Schädigung oder Tod bestehen. Bei anhaltender schädigender Gifteinwirkung spricht man von chronischer Vergiftung, bei einer Gifteinwirkung, die umgehend zu einer Schädigung führt, von einer akuten Vergiftung. Toxizität, ist ein Maß für die schädigende oder tödliche Wirkung einer chemischen Substanz oder einer physikalischen Einwirkung (z. B. Bestrahlung; ionisierende Strahlen, Strahlenbelastung) auf einen lebenden Organismus. Man unterscheidet zwischen der akuten Toxizität, die unmittelbare Wirkung zeigt, der chronischen Toxizität, bei der die Schäden erst nach längerer Expositionsdauer eintreten, und der ökologischen Toxizität (Ökotoxikologie), die Einfluss auf ganze Populationen oder Ökosysteme hat.
Bei einem Konzentrationsgift nimmt die Wirkung mit zunehmender Konzentration des Giftstoffes an den Rezeptoren zu. Wird der Giftstoff, beispielsweise durch Stoffwechselvorgänge oder Ausatmen, wieder vollständig – ohne die blockierten Rezeptoren geschädigt zu haben – abgebaut, so klingt auch die Wirkung wieder vollständig ab (Nicotin, Neonicotinoide)
Bei einem Summationsgift, auch Kumulationsgift oder c·t-Gift genannt, bewirkt der Giftstoff eine irreversible Veränderung der Rezeptoren. Die Wirkung bleibt auch nach der Ausscheidung des Wirkstoffs aus dem Körper bestehen. Bei einer weiteren Gabe können die Giftstoffmoleküle einen Teil der noch verbliebenen Rezeptoren wieder irreversibel schädigen. Die Einzelwirkungen können sich so aufsummieren.
Die Giftstoffaufnahme kann dabei kontinuierlich oder auch schubweise stattfinden. Die Wirkung (W) ergibt sich aus dem Produkt von Konzentration (c) und Expositionsdauer (t) als W=c·t (Tabakrauch).
Mit wenigen Ausnahmen (Polonium, Plutonium) kommen die giftigsten Toxine aus der Natur:
Pflanzliche Gifte
• Aconitin (Eisenhut)
• Colchicin (Herbstzeitlosen)
• Coniin (Schierling)
• Curare
• Digitoxin (Fingerhut)
• Nikotin (Tabakpflanze)
• Rizin (Rizinus)
• Strychnin (Brechnuss)
• Taxane (Eiben)
• Tropan-Alkaloide (Tollkirsche, Stechapfel, Engelstrompete, Bilsenkraut)
Von Mikroorganismen produzierte Gifte:
• Bakterientoxine
o Botulinustoxin (Clostridium botulinum)
o Exotoxin A (Pseudomonas aeruginosa)
o Shiga-Toxin (Shigella dysenteriae)
o Vero-Toxin (Escherichia coli)
• Brevetoxin (Karenia brevis, eine Meeresalge)
• Mykotoxine (Schimmelpilzgifte)
Pilzgifte (giftige Großpilze):
• Amatoxine (Knollenblätterpilz)
Tierische Gifte:
• Amphibiengifte
• Bienengift
• Fischgift (Kugelfische)
• Hornissengift
• tierische Pfeilgifte (Pfeilgiftfrosch u. a.)
• Schlangengift
• Gifte der Skorpione
• Spinnengift
• Gift der männlichen Schnabeltiere
• Gifte wirbelloser Meerestiere (etwa der Seewespen Chironex fleckeri und Chiropsalmus quadrigatus sowie des Blaugeringelten Kraken)
Andere Gifte
Anorganische Verbindungen:
• Ammoniak
• Arsen und Arsenik
• Beryllium
• Kohlenstoffmonoxid
• Schwefelwasserstoff
• die meisten Schwermetalle, z. B. Cadmium, Quecksilber oder Plutonium
• Phosphin
• Cyanwasserstoff (Blausäure)
• Kaliumcyanid (Cyankali)
Organische Verbindungen:
• DDT
• Parathion
• einige Phenole und Alkohole, etwa Phenol, Methanol und Ethanol (Alkohol)
Viele Organismen haben im Laufe der Evolution chemische Abwehrstoffe (meist Gifte) entwickelt, mit denen sie sich gegen Fraßfeinde zur Wehr setzten. Deshalb haben oft unscheinbare Tiere und Pflanzen bis heute überlebt. Die Pfeilgiftfrösche der südamerikanischen Regenwälder (Gattungen Dendrobates und Phyllobates) leben in den Bäumen. Ihre Larven ziehen sie in mir Wasser gefüllten Astgabeln an. Sie sind leuchtend gefärbt. Würden sie nicht ihre Alkaloide (Batrachotoxin und Pumiliotoxin) bilden, wären sie bald gefressen und ausgestorben. Vögel meiden sie daher aufgrund ihrer grellen Farben in Kenntnis deren Giftigkeit. Andere Tiere jagen mit Gift: Schlangen, Spinnen, Skorpione. Zahlenmäßig die meisten Giftstoffe findet man im Pflanzenreich. Die meisten Pflanzengifte sind Alkaloide!
Die schlimmsten Gifte sind mikrobiellen Ursprungs: Beispiel Botulismus ist eines der allerstärksten bekannten Gifte. Es wirkt schon in wenigen Nanogramm tödlich. Ebenso gefährlich sind die Stoffwechselprodukte des Fusariumpilzes und des Aspergilluspilzes (Aflatoxin). Das sind übrigens Summationsgifte.
Durch den Einsatz moderner Fungizide mit Giftigkeitsraten in der Nähe des Kochsalzes (Faktor 10.000-mal ungiftiger als das Gift, das sie verhindern) sind erstens die Erträge gestiegen. Zweitens sind die Qualitäten besser, das heißt der Anteil verpilzter Ware ist wesentlich geringer. Und auch die latente, äußerlich unsichtbare Belastung mit Toxinen wird minimiert. Also trägt Pflanzenschutz erstens zur Sicherung der Welternährung wesentlich bei, zweitens durch die drastische Verringerung der Toxinbelastung der Lebensmittel zur Verländerung der Lebenszeit der Menschen und drittens zur Verbesserung der Ökobilanz der Nahrungsmittelerzeugung wegen der Verringerung der verwertungslosen Abfälle!

Blauer Eisenhut, Aconitum, Ranunculaceae,
Aconitumalkaloide in der Pflanzengattung Eisenhut (Aconitum) anzutreffende Gruppe sehr giftiger Diterpen-Alkaloide. Wichtigster Vertreter ist das Aconitin aus den Wurzeln des Blauen Eisenhuts (Aconitum napellus; andere Eisenhut-Arten besitzen verwandte Aconitine). Es erhöht die Permeabilität reizbarer Membranen für Natrium-Ionen und wirkt somit zuerst erregend, dann lähmend auf sensible und motorische Nervenenden sowie das Zentralnervensystem. Aconitin wird über Haut und Schleimhaut rasch aufgenommen. Es gehört zu den stärksten Pflanzengiften (letale Dosis für einen Erwachsenen: 1,5-5 mg). Zu den Vergiftungserscheinungen gehören ein Gefühl der Taubheit an der Körperoberfläche, Erniedrigung des Blutdrucks und der Körpertemperatur sowie eine starke Beeinträchtigung der Herztätigkeit und der Atmung (Tod durch zentrale Atemlähmung bzw. Herzstillstand). Aconitin wurde in der Medizin früher als schmerzlinderndes Mittel bei Neuralgien angewendet, ist heute wegen seiner starken Toxizität aber nicht mehr gebräuchlich. Die Giftigkeit von Aconitum-Arten war bereits in der Antike bekannt. Aconitumalkaloide waren im Altertum in den Pfeilgiften der Inder und Griechen enthalten. Diterpene, Natriumkanäle.

Herbstzeitlose, Colchicum autumnale
Herbstzeitlose, Herbstlilie, Wiesensafran, Giftkrokus, Colchicum autumnale, wichtigste Art der mit ca. 65 Arten im östlichen Mittelmeergebiet bis in den ostasiatischen Raum verbreiteten, bislang zu den Liliengewächsen gehörenden Gattung Colchicum (nach der neueren Systematik namengebende Gattung der Herbstzeitlosengewächse). Zwischen August und Oktober erscheinen in Wiesen und Auwäldern auf wechselfeuchten nährstoffreichen Böden die hellrosa Blüten der Herbstzeitlosen (vgl. Abb.). Die Krone besteht aus 6 Perigonblättern, die am Grunde zu einer 25 cm langen, bis zur Knolle reichenden Röhre verwachsen sind. Während der Blüte wird die Herbstzeitlose von Bienen, Hummeln und Käfern besucht. Nach der Bestäubung sterben alle oberirdischen Teile bis auf den Fruchtknoten ab, der in der Erde überwintert. Aus der Knolle wachsen im Frühjahr glänzende, tulpenähnliche Blätter empor, in deren Mitte sich eine dreifächrige Kapselfrucht entwickelt. Die Samen werden durch Ameisen ausgebreitet (Myrmekochorie). Die einjährige Knolle wird jedes Jahr im Laufe der Vegetationsperiode aus einer Seitenknospe neu gebildet. Auf feuchten Weiden (Charakterart der Ordnung Molinietalia) wird die Herbstzeitlose oft zum lästigen Weideunkraut, da sie vom Vieh gemieden wird. Durch ihre Blüte im Herbst und ihren Blattaustrieb und Fruchtansatz im zeitigen Frühjahr ist sie auch gut in den Rhythmus der Mähwiesen eingepaßt. Alle Pflanzenteile, vor allem aber die Samenschale und die Knolle, enthalten rund 20 verschiedene Colchicumalkaloide. Hauptwirkstoff ist das tödlich giftige Colchicin. Das Mitosegift wird medizinisch genutzt und von Pflanzenzüchtern zur Herstellung polyploider Pflanzen verwendet.

Schierling m [von althochdeutsch scerning (verwandt mit mittelniederdeutsch scharn = Mist)], Conium, Gattung der Doldenblütler mit 2 Arten. Der 2jährige, bis 2 m hohe Gefleckte Schierling (Conium maculatum; Europa, Asien, Nordafrika; vgl. Abb.) besitzt 2-3fach fiederteilige, unterseits graugrüne Blätter, weiße Blütendolden und rundliche Früchte; typisch sind der starke Mäusegeruch und der kahle, unten rotfleckige Stengel. Die Pflanze wächst auf nährstoffreichen Böden in Unkrautfluren, z.B. Schuttplätzen, feuchten Gräben und an Wegrändern. Wegen der in ihr enthaltenen Coniumalkaloide (vor allem Coniin) ist sie äußerst giftig (Alkaloide, Giftpflanzen). Der Wasserschierling bildet eine eigene Gattung (Cicuta).

Fingerhut, Digitalis, in Eurasien und im Mittelmeergebiet mit 26 Arten vertretene Gattung der Rachenblütler (Braunwurzgewächse). Ausdauernde Stauden mit meist einfachem, steif aufrechtem, bisweilen verholzendem Stengel und relativ großen, (ei-)lanzettlichen Blättern (vgl. Abb.). Die in langen, endständigen Trauben stehenden, meist nickenden, roten, weißen oder gelben Blüten besitzen eine glockige oder röhrige Krone mit kurzer Ober- und länger vorgezogener Unterlippe (Rachenblüte, Abb.). Die Frucht ist eine eiförmige, vielsamige Kapsel. In Mitteleuropa heimisch ist der bis 120 cm hohe, graufilzig behaarte Rote Fingerhut (Digitalis purpurea; B Braunwurzgewächse II, B Kulturpflanzen X) mit 3-5 cm langen, meist purpurroten, innen behaarten und mit dunklen, hell umrandeten Flecken gezeichneten Blüten. Er wächst zerstreut, aber gesellig in Schlägen (vor allem des Gebirges), an Waldwegen und -lichtungen und ist eine europäisch-atlantische Art. Eine europäisch-kontinentale Art ist im Gegensatz hierzu der in grasigen Staudenfluren und sonnigen Steinhalden sowie in Waldlichtungen wachsende, vollkommen geschützte Großblütige Fingerhut (Digitalis grandiflora). Seine innen netzförmig, braun geäderten Blüten sind blaßockergelb. Der ebenfalls vollkommen geschützte seltene Gelbe Fingerhut (Digitalis lutea) hat 2-3,5 cm lange, hellzitronengelbe Blüten und wächst in Waldlichtungen und -schlägen sowie an Waldrändern. Neben dem aus Südosteuropa stammenden, selten verwilderten Wolligen Fingerhut (Digitalis lanata) mit seinen bräunlichen, innen dunkler geaderten Blüten sind vor allem die weiß, rosa, oder purpurn blühenden Kultursorten von Digitalis grandiflora und Digitalis purpurea sowie die Hybride beider Arten (Digitalis ´ mertonensis) beliebte Gartenpflanzen. Alle Digitalis-Arten sind wegen ihres Gehalts an Digitalisglykosiden (Abb., Tab.) sehr giftig. Ihre Wirkung auf die Herzfunktion (Herzglykoside) macht sie zu medizinisch hochbedeutsamen Arzneipflanzen (Heilpflanzen). Hummelblumen.
Tabak m [von *tabak-], Nicotiana, insbesondere im tropischen und subtropischen Amerika heimische Gattung der Nachtschattengewächse mit ca. 70 Arten. Einjährige Kräuter, seltener (Halb-)Sträucher mit einfachen, häufig drüsig behaarten Blättern sowie in endständigen Rispen oder Trauben stehenden, oft stark duftenden Blüten. Diese weißlich, gelblich-grün, rosa oder karminrot gefärbt mit trichter- oder stieltellerförmiger Krone, deren fünflappiger Saum je nach Art unterschiedlich groß ausgebildet sein kann. Der meist zweifächerige Fruchtknoten wird zu einer zweiklappigen, zahlreiche sehr kleine Samen enthaltenden Kapsel. Charakteristisch für die Gattung sind die Nicotianaalkaloide, von denen dem Nicotin die größte Bedeutung zukommt. Es wirkt anregend auf das Nervensystem und macht den Tabak zu einer der heute bedeutendsten Genußpflanzen (Genußmittel). Bei weitem wichtigste Art der Gattung ist der einjährige Virginische Tabak, Nicotiana tabacum (vgl. Abb. und B Kulturpflanzen IX, B Giftpflanzen II, B Nachtschattengewächse), eine bis 3 m hohe, in der Regel unverzweigte Pflanze mit länglich-elliptischen bis lanzettlichen Blättern sowie rötlichen Blüten. Als alte, wahrscheinlich u.a. von Nicotiana sylvestris abstammende, wild nicht bekannte Kulturpflanze (Nutzpflanzen [Tab.]) mit schwer bestimmbarem Ursprungsgebiet (vermutlich Nordwestargentinien und Bolivien) besitzt Nicotiana tabacum eine Vielzahl von Varietäten und zahlreichen, oft lokal begrenzten Zuchtsorten. Der Bauern-Tabak oder Veilchen-Tabak, Nicotiana rustica (B Kulturpflanzen IX), ist ebenfalls einjährig, erreicht aber nur eine Höhe von etwa 1 m, ist relativ stark verzweigt und besitzt rundlich-eiförmige Blätter sowie grünlich-gelbe Blüten. Er dient heute weniger zur Herstellung von Tabakwaren als zur Gewinnung von Nicotin, das wegen seiner hochgiftigen Wirkung auf Niedere Tiere, wie Insekten und Würmer usw., vor allem als Pestizid (z.B. im Pflanzenschutz) eingesetzt wird. Einige Tabak-Arten werden auch wegen ihrer reichen, oft lang andauernden Blütenpracht als einjährige Gartenzierpflanzen kultiviert. Hierzu gehört insbesondere Nicotiana alata, aber auch Nicotiana glauca, Nicotiana suaveolens, Nicotiana longiflora und andere Arten. – Der von den Indianern Nord-, Mittel- und Südamerikas zu kultischen Zwecken oder als Genußmittel gerauchte, gekaute oder auch geschnupfte Tabak wurde Ende des 15. Jahrhunderts von den spanischen Eroberern Amerikas entdeckt und gelangte Anfang des 16. Jahrhunderts zunächst nach Spanien, wo er als Zierpflanze gezogen wurde. Sein latein. Name (Nicotiana) geht auf den französischen Gesandten in Portugal, Jean Nicot de Villemain, zurück, der Mitte des 16. Jahrhunderts den Tabak in Frankreich bekannt machte und ihm heilende Eigenschaften zuschrieb. In der Folgezeit galt Tabak, unterschiedlich dargereicht, als Medizin gegen Parasiten sowie eine Vielzahl anderer Leiden. Die Verwendung des Tabaks als Genußmittel verbreitete sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts zunächst unter Seeleuten, die ihn in der Pfeife rauchten und diese Sitte in ganz Europa bekannt machten. Im 17. und 18. Jahrhundert erfreute sich das Tabakschnupfen besonders in Adelskreisen großer Beliebtheit. Zigarren sind in Mitteleuropa erst seit Beginn, Zigaretten sogar erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt. Letztere beherrschen heute weltweit den Tabakwaren-Markt. Seit Ende des 17. Jahrhunderts gibt es Tabakanbau auch in Mitteleuropa. Der in seiner Qualität von den Standortfaktoren sehr abhängige Tabak wird heute weltweit, von den Tropen bis in die gemäßigte Zone, in großem Umfang kultiviert (vgl. Tab.). Er ist frostempfindlich und benötigt zum Gedeihen neben relativ hohen Temperaturen reichlich Niederschläge sowie einen sandigen, gut durchlüfteten Boden. Angebaut werden zahlreiche, nach Klima- und Bodenansprüchen sehr unterschiedliche Sorten, wie etwa Virginia-, Orient-, Burley-, Kentucky-, Havanna-, Sumatra- oder Brasil-Tabak. Um die Entwicklung der Blätter zu fördern, werden die Blütenstände frühzeitig entfernt; dasselbe gilt für die daraufhin erscheinenden Seitentriebe (Geize). Die Tabakernte erfolgt, wenn die Blätter die in Hinsicht auf ihre spätere Verwendung besten Qualitätsmerkmale aufweisen. Zeitlich gestaffelt werden zuerst die größten Blätter (Sandblätter), dann die bereits vertrockneten untersten Blätter (Grumpen) und schließlich die nacheinander reifenden, in Mittel-, Haupt- und Obergut eingeteilten oberen Blätter geerntet. Vielerorts wird heute auch die ganze Tabakpflanze zu einem Zeitpunkt, an dem die meisten Blätter reif sind, maschinell geerntet. Nach der Ernte wird der Tabak auf künstlichem oder natürlichem Wege getrocknet und dann, in großen Ballen zusammengepreßt, als Rohtabak einer wochenlangen Fermentierung unterworfen. Hierbei entstehen bei Temperaturen von bis zu 60 °C Aromastoffe und die für Tabakwaren charakteristischen braunen Farbstoffe. Vor der weiteren Verarbeitung wird der Tabak nach seiner Eignung sortiert. Bei der Ernte bereits reife, gelbe Blätter werden z.B. für die Herstellung von Zigaretten, noch nicht ganz reife, hellgrüne Blätter für die Anfertigung von Zigarren verwendet. Bei seiner Verarbeitung zu Rauchtabak (für Zigarren, Zigaretten und Pfeifen) sowie Schnupftabak oder Kautabak wird der Tabak unterschiedlich zerkleinert und gemischt sowie, wenn erforderlich, aromatisiert oder mit besonderen Zusätzen vermengt. Das Aromatisieren („Soßen“) vor allem von Pfeifentabak geschieht durch die Behandlung des Tabaks u.a. mit Zuckerlösung, Fruchtextrakten oder Gewürzessenzen. Die Wirkung des Tabakkonsums auf den menschlichen Organismus wird unter dem Stichwort Rauchen ausführlich beschrieben. Blütenbildung; B Tabakmosaikvirus.
Rizinus m [von latein. ricinus, =], Wunderbaum, Palma Christi, Ricinus, vermutlich aus dem tropischen Afrika stammende, weltweit in den Tropen und Subtropen verbreitete, monotypische Gattung der Wolfsmilchgewächse. Ricinus communis (vgl. Abb.) ist ein schnell wachsender, bis 12 m hoher Strauch mit langgestielten, handförmig gelappten, bis 60 cm großen Blättern sowie kleinen, hüllblattlosen, eingeschlechtigen Blüten in endständigen Rispen. Die im unteren Teil des Blütenstands sitzenden staminaten Blüten sind gelblich, die darüber sitzenden karpellaten Blüten dagegen leuchtend rot gefärbt. Die rundlichen, 3fächerigen, außen stacheligen Fruchtkapseln enthalten 3 dunkel marmorierte, bohnengroße Samen, die bis zu 60% Öl (Rizinusöl ) und 20-25% Protein enthalten. Wegen des in ihnen enthaltenen Phytotoxins Ricin können bereits wenige Rizinussamen tödliche Vergiftungen hervorrufen. Rizinus wird als dekorative Zierpflanze geschätzt und wegen seiner ölreichen Samen seit dem Altertum als Nutzpflanze angebaut (vgl. Tab.). Die Kulturformen werden in der Regel nur 1jährig gezogen, wobei sie eine Höhe von etwa 4 m erreichen. Sie besitzen, im Gegensatz zur Wildform, stachellose Kapseln, die nicht aufspringen.
Brechnußbaum, Strychnos nux-vomica, ein zur Familie Brechnußgewächse gehöriger, im gesamten tropischen Indien, in Sri Lanka und Malaysia, bis nach Nordaustralien beheimateter, bis ca. 15 m hoher Baum mit kreuzgegenständigen, gestielten, breit-eiförmigen, 3-5-nervigen Laubblättern und grünlich-gelben, in endständigen, gabelig verzweigten Trugdolden angeordneten Blüten (vgl. Abb.). Die Frucht, eine bis 6 cm große, orangenähnliche, grau-gelbe Beere, besitzt eine dünne feste Schale und enthält im allgemeinen 2-4 aufrecht gestellte, bis 25 mm breite, grau-gelbe, scheibenförmige, radial gestreifte, außerordentlich bitter schmeckende Samen, die unter der Bezeichnung Brechnuß in der Medizin Anwendung finden. Die Brechnuß enthält zu 2-4% die hochgiftigen Alkaloide Strychnin und Brucin sowie Strychnicin und das Glykosid Logamin, das zudem besonders im umgebenden, ebenfalls bitter schmeckenden Fruchtfleisch reichlich vertreten ist. Auch das Holz des Brechnußbaums sowie seine Rinde enthalten die giftigen Alkaloide. In Indien wird die Droge unter anderem gegen Schlangenbiß und Rheumatismus eingesetzt. In Europa wendet man sie hauptsächlich an, um die Erregbarkeit verschiedener Teile des Zentralnervensystems, z. B. des Kreislauf- oder Atemzentrums, zu steigern und damit den Symptomen von Kreislaufstörungen, Kollaps, Schock sowie Vergiftungen, etwa durch Ether oder Chloroform, zu begegnen. Zu hohe Dosen der Droge führen bei geringsten Reizen zu heftigen Krämpfen und zum Tod durch Atemlähmung. Das farblose, in Wasser schwer lösliche Strychnin wurde daher früher auch zur Bekämpfung von Mäusen und Ratten eingesetzt; bei erwachsenen Menschen wirken bereits 100 bis 300 mg tödlich.