Wie Starkenburgs Bauern das Grundwasser schützen!

Die Region Starkenburg umfasst die 5 südhessichen Landkreise Bergstraße, GG, Darmstadt-Dieburg Odenwald und Offenbach.

Starkenburg wurde bereits sehr früh besiedelt, schon die Römer waren bei uns und brachten den Wein und die Pappeln mit. Mit den Pappeln wollten sie die zahlreichen Sümpfe in der Nähe des mäandrierenden Rheins trockenlegen.
Starkenburg liegt im Rheintal, einem bis zu 40 km breiten Graben, der sich seit dem Ende der Kreidezeit absenkt. Das Rheintal beginnt in etwa bei Basel und endet bei Frankfurt und ist 300 km lang. Nach dem Ende der Eiszeit schmolzen die Gletscher ab und füllten das Rheintal mit sandigen und kiesigen Sedimenten.
Entlang der hessischen Bergstraße sind die Sedimentmächtigkeiten bis zu 3.000 m. In der späteren Warmphase mäandrierten der Rhein und der Neckar in diesen Sedimenten und bildeten die Weichholzauen.

Wir haben daher in Starkenburg alle Standorteigenschaften vertreten, die für die gemäßigten Klimaten typisch sind: fluviatile, terrestrische und montane Standorte. Wir haben leichte Flugsandböden in der Nähe des Rheins bis hin zu schweren Auenlehmen. Wir haben im Vorderen Odenwald bis zu 12 m dicke Lössauflagen, das sind die besten Böden, die wir haben. In den hügeligen Mittelgebirgslagen des Odenwaldes gibt es sehr viel Grünland auf Buntsandstein- oder Granitverwitterungsböden. Hier befinden sich schwerpunktmäßig unsere Milcherzeuger.

Durch die Thullasche Rheinkorrektur am Ende des 19. Jahrhunderts sank der Grundwasserspiegel und dadurch wurden viele Standorte für den Ackerbau nutzbar. Vorteilhaft war, dass das Grundwasser hoch anstand. Deshalb begann man in den 60er Jahren mit dem Aufbau von Beregnungsanlagen, die vor allem in Trockenjahren sichere Erträge garantierten. 1805/1806 besetzten die Franzosen die Provinz Starkenburg und brachten uns den Code civil. Daraus folgte das Realteilungsrecht, demnach ein Bauer seinen Besitz auf seine Kinder zu jeweils gleichen Teilen vererben musste. Folge waren in Südwestdeutschland immer kleiner werdende Felder. Das war viele Jahrzehnte ein ökonomischer Nachteil gegenüber den Nord- und Ostdeutschen. Heute garantiert unsere Kleinstrukturiertheit, die auch geomorphologisch bedingt ist, eine Vielzahl von Kulturen, angebaut von kleinen und mittelgroßen Familienbetrieben.

Nirgends in Deutschland findet man in einer Region wie der unseren, so viele Obst-, Gemüse- und Kräuterarten und einen Weinbau an den Südosthängen des Odenwalds.

Das Ried ist mittlerweile weitgehend viehlos. Die Tierhaltung findet man im vorderen Odenwald (Schweinemast) und im Odenwaldkreis (Milchrinderhaltung).
Auch hier sind die Strukturen weitgehend landschaftskonform. Im Schnitt haben wir einen Viehbesatz von unter 0,4 Großvieheinheiten pro ha, was als absolut grundwasserschonend gilt.

Da das Rheintal mit seinen riesigen eiszeitlichen Sedimenten ein hervorragender Grundwasserporenleiter darstellt, siedelten sich im Laufe der Jahrzehnte immer mehr Wasserversorger an, um die Metropolregionen Rhein-Main und Rhein Neckar mit sauberem Wasser zu versorgen. Da man in früheren Jahrzehnten die Erfahrung gemacht hat, dass zuviel Dünger ins Grundwasser ausgewaschen werden kann, begann man Anfangs der 90er Jahre den Bedarf der Kulturpflanze wissenschaftlich exakt zu erforschen und kam zu dem Schluss, dass viele Pflanzen mit weit weniger Dünger auskommen, ohne das Ertragspotential zu gefährden.
Seit 2004 begann der Lebensmitteleinzelhandel die Zertifizierung der Betriebe zu fordern, was eine strenge Überwachung der ausgebrachten Düngermenge mit sich brachte. Ab 2010 führte die Wasserrahmenrichtlinie 4 Maßnahmengebiete im Ried ein, in denen Leitbetriebe mit Dauerbeobachtungsflächen ausgewählt wurden.

Seitdem hat sich die Probenahme mehr als verfünffacht.

Es wird im Frühjahr vor der Aussaat gemessen, dann in der Vegetationsmitte und nach der Ernte. Somit kann man sehr zeitnah und exakt mit der Düngung reagieren. Seitdem messen wir in unseren Beregnungsbrunnen, welche dieselbe Tiefe, wie die Messbrunnen haben, die Nitratgehalte im Grundwasser. Diese sind seit einigen Jahren sehr zufriedenstellend. Hier einige Beispiele:

Hinweis vorab: Der Nitrat – Grenzwert der deutschen Trinkwasserverordnung liegt bei 50 mg/l

GemarkungFlurBrunnenDatumNitrat (mg/l)
LampertheimNeurheinNatostraße02.06.20200,0
LampertheimAueSeelinger02.06.202015,0
LampertheimBonnauG. Billau30.05.20205,0
LampertheimDeichelfeldWaibel01.05.202029,0
LampertheimOberlacheDolde29.05.20203,0
LampertheimHüttenfeld3. Gewann Mitte02.05.202020,0
BürstadtBobstadtSteeg30.05.20204,0
BürstadtRiedrodeBöttcher29.05.20205,0
BürstadtAspenäckerBillau/SM28.05.20206,0
BerkachFlur 514.02.20190,01
BerkachFlur 114.02.20190,027
DornheimFlur 1807.03.20190,05
DornheimFlur 1007.03.20193,9
DornheimFlur 2107.03.20190,018
DornheimFlur 507.03.20190,025
DornheimFlur 1507.03.20190,17

Wie Starkenburgs Bauern das Grundwasser schützen!
Der Nitratbericht2020 zeigt für Deutschland einen leicht sinkenden Trend im Nitratgehalt, der bei uns im Ried noch stärker ausfällt und in einigen Jahren durch die von uns eingeleiteten Maßnahmen im gesamten Grundwasserkörper gute Werte erreichen wird. So werden wir auf den mittlerweile knappen Flächen in Starkenburg mit guten Erträgen und hervorragenden Qualitäten regionale Lebensmittel für die uns umgebenden Metropolregionen nachhaltig erzeugen. Apokalyptische und weltfremde Formulierungen von Redakteuren, die behaupten, unsere Böden wären tot und unsere Grundwässer wegen Überdüngung gefährdet, weisen wir entschieden zurück. Nur eine gute Zusammenarbeit von professionellen Praktikern und engagierten Biolandwirten, die gegenseitig voneinander lernen, kann eine sichere, nachhaltige Zukunft sichern!
Wie Starkenburgs Bauern das Grundwasser schützen!

 

Dr. Willi Billau