Kennt Ihr das “Gesetz der relativen Standortkonstanz”?

Das hat Prof. Heinrich Walter, den ich in den letzten Studienjahren in Hohenheim privat kennenlernen durfte, mit seiner Frau formuliert. Walter hat auf zahlreichen Forschungsreisen, auf denen ihn meistens seine Frau begleitete, fast alle Vegetationszonen der Erde aus eigener Anschauung kennengelernt und seine Erkenntnisse und Erfahrungen in vielen Büchern zusammengefasst. Er war gebütig in Odessa und war einer der wenigen Botaniker, die das wertvolle russische botanische Wissen zu erschließen wussten. 1962 wurde er zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt. Walter formulierte mit seiner Frau, Erna Walter, 1953 das Gesetz der relativen Standortkonstanz: „Wenn innerhalb des Wohnbezirks oder Areals einer Pflanzenart das Klima sich in einer bestimmten Richtung ändert, so tritt bei dieser Art ein Wuchsort- oder Biotopwechsel ein, durch den die Klimaänderung mehr oder weniger aufgehoben wird“. Das heißt ein Standort bleibt bei Klimawandel in seinen Eigenschaften konstant, aber nicht am selben Ort, d. h. die Klimazonen wandern. In dem von uns erwarteten Szenario würde sich die Vegetationsgrenze nach Norden verschieben, wovon Russland und Kanada in erheblichem Maße profitieren würden. Die Wüsten würden sich nach Norden (und Süden auf der Südhemisphäre!) ausdehnen, was gerade die bevölkerungsreichen und vom Hunger bedrohten Bevölkerungsteile mit voller Wucht trifft! Wusstet Ihr, dass Kartoffeln und Gerste bis an die Vegetationsgrenze kultivierbar sind? Weil sie in kurzer, frostfreier Vegetationszeit in der Lage sind, Etrrag zu bilden!

Dr. Willi Billau
Vorsitzender